Weil mir das Bild gefällt, hier die Geschichte dazu.
Nirma die Tochter von Assu Devi und Rukh Nath beim Feuertanz in der Thar Wüste
Auf meiner kleinen Tour durch Rajashan miete ich mir in Jaisalmer eine Royal Enfield, ein Motorrad, das für Indien steht. Das Motorrad ist eher eine Ausnahme, normalerweise bin ich mit dem öffentlichen Verkehr unterwegs. Das macht viel mehr Spass und oftmals entstehen auf den Reisen gute Kontakte zu Einheimischen. Wir fahren bis nach Sam, ein Ort, der bekannt für seine Sanddünen ist.
Auf der Rückreise Richtung Jaisalmer, nach Stunden auf dem Motorrad, suchen wir eine Unterkunft für die Nacht. In einem kleinen Dorf namens Damudra sitzen einige Männer unter einer Lampe beim Tee am Strassenrand. Es ist dunkel, wir halten an und fragen, ob es hier in der Nähe eine Übernachtungsmöglichkeit gibt. Einer der Männer erzählt uns von seinem Bruder Chennaram, der 30 Minuten von der Strasse entfernt in der Wüste lebt.
Chennaram und Vicky bei der Fleisch zubereitung
Wenn man unterwegs auf Reisen ist, sind Begegnungen dieser Art eine grossartige Bereicherung. Wir rufen ihn an und 30 Minuten später erscheint Chennaram auf seinem Motorrad. Nach der Begrüssung werden wir eingeladen, bei ihm zu übernachten.
Es werden noch ein Paar Decken auf sein Motorrad geladen und kurze Zeit später fahren wir in die weite Dunkelheit der Wüste Thar. Natürlich habe ich noch 3 Bier organisiert. Am Ziel angekommen herrscht totale Ruhe und Dunkelheit, der Himmel ist weit offen. Wir trinken unser mittlerweile lauwarmes Bier, seine Frau Marva Devi kocht uns ein fantastisches Essen und schon bald legen wir uns unter den Sternen schlafen.
Unser Nachtquartier
Schon früh werden wir geweckt. Es wird langsam aber sicher wieder heiss und ich sehe und verstehe, dass wir im Nirgendwo sind.
Im Verlauf des Tages kommt Chennaram auf die Idee, uns mit dem Volk der Banjaras bekannt zu machen. Viele des traditionell nomadischen Volkes sind heute in kleinen Dörfern fest angesiedelt. Durch den grossen Ansturm von Touristen aus dem In- und Ausland sind sie nicht mehr darauf angewiesen, von Dorf zu Dorf zu wandern, um ihre Musik und Tanzkünste für eine Handvoll Rupees oder eine Mahlzeit aufzuführen. Das Wort Banjara leitet sich vom Sanskrit-Wort Vana Chara (Wanderer im Dschungel) ab.
Wir satteln unsere Enfield und nach kurzer Fahrt treffen wir auf Assu Devi, ihren Mann Rukh Nath und Familie. Zusammen arbeitet die Banjara Familie als Musiker und Tänzer. Der Feuertanz und Chari-Tanz sind die traditionellen Tanzformen der Banjaras, sie werden von verschieden Instrumenten unterstützt wie dem Poongi oder auch Murli, eine Flöte traditionell aus einem getrockneten Flaschenkürbis und Bambus hergestellt. Den Khartal eines der ältesten Schlaginstrumente, sowie einer Trommel der Dafli.
Assu Devi mit Enkelkind
Einen Teil des Nachmittages verbringen wir mit der Familie im Dorf und einigen uns, für den Abend ein Fest zu planen, wo sie tanzen und musizieren. Das wird super und wir freuen uns. Als Rukh Nath erfährt, dass es nur vegetarisches Essen geben wird, werde ich verhöhnende darauf hingewiesen, was denn das soll. Kein Fleisch zu essen, das gehe ja überhaupt nicht, seine Familie komme extra zu uns, um zu tanzen und zu musizieren. Das sei nicht akzeptabel. Es dauert eine Weile, bis ich sein Anliegen verstehe. Wir sitzen zusammen am Strassenrand und lachen uns gegenseitig aus.
Rukh Nath
Ich kaufe ein Kilo Ziegenfleisch. Zudem kaufen wir jede Menge Bier. Es kühlt ab und beim Eindunkeln treffen die Künstler ein. Nach einer Runde Musik gibt es ein wunderbares Ziegen-Curry und Bier. Alle sind freudig und guter Laune. Ich möchte gerne ein Feuer entflammen. Mir wird erklärt, dass das nicht gehe. Das sei zu gefährlich, da das Feuer Schlangen anziehen würde. Wir trinken noch ein Bier und sie vertrösten mich mit dem Feuer auf später.
Später macht Chennaram ein Feuer, wir tanzen und singen. Wir haben eine tolle Zeit zusammen und es fliesst noch mehr Bier.
Marva Devi und Chennaram